Historisches Museum, Frankfurt am Main
Bauherr:
Stadt Frankfurt a.M.
Standort:
Fahrtor 2, Frankfurt a. M.
Fertigstellung:
2012
An prominenter Stelle, zwischen ‘Eisernen Steg’ und ‘Römer‘ in Frankfurt am Main gelegen, gründen auf alten Stadtbefestigungsanlagen die Altbauten des Historischen Museums Frankfurt – darunter auch das älteste aufrecht stehende Gebäude Frankfurts aus staufischer Zeit. In einer einmaligen geschichtlichen Abfolge vom 12. – 19. Jh. entstanden, war das aus fünf verschiedenen Gebäuden bestehende Ensemble im Laufe der Zeit, durch Krieg und unsensible Einbauten, bis zur Unkenntlichkeit der Einzelteile im Inneren verändert worden.Das Gebäudeensemble des sog. ‘Saalhofes’ ist sowohl substanziell als auch konzeptionell grundlegend saniert und auf einen technischen Stand gebracht, der modernen Museen entspricht. Wo erforderlich, wurde im Sinne der Schattner’schen Schnittstellengestaltung umgebaut, d.h. Vorgefundenes, Historisches konserviert und Neues zeitgemäß ergänzt. Die Sanierung stärkt das Ensemble als Ganzes und führt gleichzeitig die unterschiedlichen Gebäudeteile innerhalb deren typischer Baustile, auch innenräumlich, wieder ihrer eigenen unverwechselbaren Identität zu. So wurde jedem Gebäudeteil seine eigene autarke Erschließung zurückgegeben: Die reaktivierten, historischen Wendeltreppen in Rententurm und Burnitzbau und ergänzende, neue Treppen ermöglichen das Erleben der historischen Räume in neuem inneren Zusammenhang. Im ältesten Gebäudeteil der Anlage war der Stauferturm von den Zerstörungen im Laufe der Zeit am meisten betroffen. Beim Bau des Nachbargebäudes im 19. Jahrhundert wurden die knapp zwei Meter starken süd- und westlichen Turmwände sowie die halbe Ostwand abgebrochen und dadurch die Struktur des staufischen Palais leider stark zerstört. Lediglich dicke Fundamentreste im Untergeschoss erinnern als Fragment an den mächtigen Wohnturm. Gemäß dem Vorsatz, jedem Gebäudeteil seine unverwechselbare Identität zurück zu geben wurde ein Konzept entwickelt, das die beiden Gebäude respektiert, gleichzeitig aber die geschichtlich gewachsenen Strukturen nachvollziehbar aufzeigen kann: eine an drei Seiten umlaufende zweischalige Stützenwand, welche basierend auf den wieder freigelegten Fundamenten im Untergeschoss die Vierung des Turmes wieder nachzeichnet und die Dimensionen der 2m starken Turmmauern in allen Geschossen deutlich macht. Eingefärbte Sichtbetonfertigteilstützen, scharfkantig mit gesäuerten und hydrophobierten Oberflächen bilden die zweischalige Stützenwand. Die Farbigkeit orientiert sich an den freigelegten Originalfundamenten. Die Stützenquerschnitte betragen in der Regel 20/20 cm und stehen im Abstand von ca. 23 cm. Im Erdgeschoss erstrecken sich die Stützen mit einem Querschnitt von 22/22 cm und einer Länge von 6,46 m über 2 Geschosse. Die Schwierigkeit bestand hier vor allem im Anschluss der Geschossdecke des Nachbarbaus zwischen EG und 1.OG. Generell stellte es das Rohbauunternehmen vor eine große Herausforderung, die Fertigteilstützen unbeschadet in das Bestandsgebäude zu bringen, sie dort zu verfahren und kraftschlüssig an örtlich hergestellte Sichtbetondecken und –wände anzubinden, welche sie fachkundig und mit großer Professionalität meisterte. Diese durchlässig gehaltene neue ‚Turmmauer’ macht es möglich, die beiden Häuser räumlich so zu verknüpfen, dass jedes Haus seine eigene Identität behält bzw. wiedererlangt. Sie greift zudem ein Thema auf, das im mittelalterlichen Burgenbau oft verwendet wurde. Dicke Mauern wurden ausgenutzt um Zugänge, Treppen, u. ä. zu verbergen. Das Bewegen in den Wänden wurde in der zweischaligen Filterschicht thematisiert und gibt je nach Standort immer wieder interessante Durchblicke frei. Das zeitgemäße Material Beton verbindet historisch Gewachsenes mit neu Hinzugefügtem auf ideale Weise.